Baudenkmäler zu sanieren gleicht oftmals einem Drahtseilakt: Einerseits gilt es, die vorhandene Substanz bestmöglich zu erhalten, andererseits den Ist-Zustand an aktuelle Standards anzunähern. Ein Sanierungsprojekt, das diesen Spagat trefflich meistert, kann im oberpfälzischen Waldthurn (Bayern) begutachtet werden. Hier wurde in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt das historische „Neue Schloss“ der Fürstenfamilie Lobkowitz mithilfe moderner Putz- und Dämmsysteme grunderneuert. Für die Rekonstruktion und energetische Ertüchtigung der Außenwände kam dabei die mineralische Spritzdämmung „maxit ecosphere“ zum Einsatz. Die Innenwände im Erdgeschoss wurden indes mit einem feuchtebeständigen Trasskalkputz in Stand gesetzt. Im Obergeschoss mit stark unebenen Flächen konnte der kalkbasierte Einlagenputz „maxit pluscalc 381“ erfolgreich verwendet werden. Das Ergebnis zeigt ein vorbildlich saniertes Objekt, welches Wert und Sinn der Denkmalpflege auf beste Weise demonstriert.
Schlösser und Burgen – generell Gebäude von historischer Bedeutung – üben einen großen Einfluss auf das Selbst- und Geschichtsverständnis einer Region aus. Dies gilt auch für das „Neue Schloss“, das im Jahr 1666 als Sommerresidenz im oberpfälzischen Waldthurn entstand. Beauftragt wurde der Bau seinerzeit von Auguste Sophia von Pfalz-Sulzbach, Ehefrau des böhmischen Fürsten Wenzel von Lobkowitz. Dieser hatte die aus 19 Ortsteilen mit insgesamt 2.000 Einwohnern bestehende „Herrschaft“ Waldthurn zehn Jahre zuvor von Kaiser Ferdinand III. erworben. Gelegen im gegenwärtigen Naturpark „Nördlicher Oberpfälzer Wald“ rund 17 Kilometer östlich von Weiden, war der Standort sicher auch damals als idyllisch und naturnah zu beschreiben. Laut der örtlichen Heimatforscher begann mit dem Bau des Schlosses für Waldthurn ein „goldenes Zeitalter“. In den nachfolgenden Jahrhunderten hat sich eine bewegte Geschichte in die massiven Mauern eingeschrieben, die auch von zahlreichen Nutzungs- und Eigentümerwechseln zeugt. So verkaufte Fürst Franz Josef Maximilian von Lobkowitz die Herrschaft im Jahr 1807 an das Königreich Bayern. Im Verlauf erlebte das Schloss verschiedene Nutzungsarten, unter anderem als Postexpeditionsdienst. Nach einem verheerenden Brand im Jahr 1865 wurde der vormals dreigeschossige Bau in vereinfachter Form wiedererrichtet. Zwischen den Jahren 1928 und 1964 diente er als Schwesternheim und Kindergarten.
Startschuss für Rundum-Erneuerung
Heute besteht das Schloss aus einer zweigeschossigen Dreiflügelanlage, deren Hauptflügel ein Walmdach und in der Mitte ein Rundbogentor besitzt. Dabei bildet die Hofmauer mit eingelassenem Rundbogentor im Westen den Abschluss des Ehrenhofes. Im Jahr 1977 realisierte der Neustädter Künstler Max Fischer vor dem Gebäude zudem den sogenannten „Lobkowitzbrunnen“ nach einem Entwurf des Dombaumeisters Richard Triebe. Reliefartige Löwenkopffragmente erinnern hier an das fürstliche Wappen der Familie Lobkowitz.
Genutzt wurde das Gebäude zuletzt von Kirche und Gemeinde als Pfarrheim und Trauzimmer, wobei der Sanierungsbedarf stark ins Auge fiel. Dieser konnte nun dank einer soliden Finanzierung im Rahmen der Städtebauförderung behoben werden, die aus EFRE-Programm (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) und weiteren Mitteln der Europäischen Union, des Freistaates Bayern sowie des Bezirks bestand. Die Generalsanierung des Schlosses oblag dabei der kirchlichen Gemeinde, die energetische Sanierung dem Markt Waldthurn. Eingeschlossen war hier auch die Erneuerung des Gemeindehauses, das neben einer auf dem Dach integrierten Photovoltaikanlage eine neue Pellet-Heizanlage erhielt. Diese ersetzt neben der alten Ölheizung auch die Elektroheizung im Lobkowitz-Schloss. Hier wurden zur energetischen Optimierung neue Heizkörper, Türen und Fenster eingebaut. Ein Aufzug sowie ein barrierefreies WC sorgen für besseren Zugang und Komfort. Gemeinsam mit dem (nicht geförderten) Rathaus wurde so ein neues weltliches und kirchliches Zentrum geschaffen.
Kernsanierung eines Baudenkmals
Um das Schloss wieder instand zu setzen, musste es zunächst jedoch vollständig entkernt werden. Alle Arbeiten erfolgten dabei in enger Absprache mit dem Amt für Denkmalpflege. Auch eine archäologische und bauforscherische Begleitung gehörte zum Prozess. Erst als nur noch die rohen Wände standen, begann die eigentliche Phase der Wiederherstellung. Dabei stellte die schlechte Bausubstanz eine große Herausforderung dar. Noch vor der Fassadensanierung waren Arbeiten am Dach und am massiv geschädigten Mauerwerk notwendig: An diesem kamen zunächst Tonnen von Rissinjektionsmörtel zum Einsatz. Um die Betriebskosten zu reduzieren und Schimmelbildung am nicht gedämmten Mischmauerwerk zu vermeiden, sollte die Fassade zudem mit einem Wärmeschutz ausgestattet werden. Das Fassadenbild galt es jedoch zu erhalten – ein auf den ersten Blick schwer zu meisternder Spagat. Nachdem technische und wirtschaftliche Berechnungen durchgeführt und sogar Musterflächen erstellt wurden, fiel die Wahl letztlich auf das spritzbare Dämmsystem „maxit ecosphere“. Schon mit einer Mindestdicke von drei bis vier Zentimetern konnte „maxit eco 72“ den Wärmeverlust über die Außenwand um die Hälfte reduzieren.
Denkmalsanierung mit Maxit-Service Risse, zerklüftetes Mauerwerk, Feuchte- und Salzschäden: Das sind nur einige der Herausforderungen, mit der es Planer und Verarbeiter bei der Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden zu tun haben. Die Maxit-Gruppe mit Hauptsitz in Azendorf (Oberfranken) unterhält als Spezialist neben einer Vielzahl von Bauprodukten auch eine hausinterne Einheit, die Fachleute bei der Sanierung von Baudenkmälern mit ihren speziellen Erfordernissen unterstützt. Erreichbar sind die Maxit-Experten per Telefon (09 220 – 18 0) oder E-Mail (bausanierung@maxit.de). |
Das stark zerklüftete Mauerwerk erhielt zunächst aufgrund von Altputzresten eine Haftbrücke aus „maxit eco 70“, die als Grundlage für die eigentlichen Putzarbeiten diente. Benötigt wurde im Anschluss ein schwindarmer Putz, der stark wechselnde Putzbrücken rissfrei überbrücken kann. Hier kam die Ecosphere-Version „maxit eco 72“ aus dem Silo zum Einsatz, die innerhalb eines Tages in den geforderten Schichtdicken von drei bis sechs Zentimetern auf die Außenwände aufgebracht werden konnte. Mit dieser Methode ließ sich die gesamte Fläche von rund 800 Quadratmetern in weniger als zwei Wochen mit der Spritzdämmung versehen. Dabei galt es auf Putzprofile zu verzichten, um das historische Erscheinungsbild nicht zu verändern. Ecken sowie Tür- und Fensterlaibungen wurden jedoch mit Holzlatten verkleidet, um diese später nachzuverputzen. Die Putzflächen weisen bewusst leichte Unebenheiten auf, sodass der historische Charme und individuelle Charakter des Objektes erhalten bleibt.
Das vor Ort eingesetzte Dämmsystem „maxit ecosphere“ hat im Jahr 2019 eine neue Baustofftechnologie in Europa begründet, die Glas und Mörtel zusammenführt. Dabei sorgen mikroskopisch kleine Vakuum-Hohlglaskugeln als Leichtzuschlagstoff für hohen Wärmeschutz. So liegt der Wärmeleitwert der Trockenmasse bei lediglich 0,04 W/(mK), was energetische Ziele beim Sanieren unterstützt. Zugleich wird das Gewicht reduziert und eine hohe Langzeitstabilität erreicht. Die Konsistenz der mineralischen Spritzdämmung bei der Verarbeitung ist dabei vergleichbar mit Rasierschaum. Wegweisend ist aber vor allem die Möglichkeit, die Dämmung direkt aus dem Silo schnell und fugenlos auf Oberflächen aufzubringen. Aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften und Verarbeitungsweise wurde die Maxit-Dämmlösung „Ecosphere“ im Jahr 2020 für den Deutschen Zukunftspreis nominiert und gewann 2021 auch den „Architects’ Darling Award“.
Bei der Schlosssanierung in Waldthurn erhielt die Spritzdämmung „maxit ecosphere“ nach der Grundierung noch eine obligatorische Gewebespachtelung. Auf diese konnte anschließend der mineralische Edelputz „maxit ip artista“ in altdeutscher gescheibter Putzweise aufgebracht werden. Als diffusionsoffener, spannungsarmer Oberputz lässt dieser eine hochwertige und individuelle Fassadengestaltung zu. Das Finish bildet die tuchmatt trocknende „maxit Solarfarbe“, die auf Silikonharz mit mineralischer Grundstruktur basiert und ebenfalls einen hohen Anteil an mikrofeinen Hohlglaskugeln enthält. Dieser erzeugt einen Isoliereffekt, der die Wärmedurchleitung verlangsamt und eine gleichmäßige Temperatur- und Feuchtigkeitsverteilung auf der Fassade bewirkt. So bleibt die gesamte Fläche länger trocken und ist optimal vor Algen- und Pilzbefall geschützt.
Mehr Schutz dank Putz
Die Innensanierung war nicht weniger herausfordernd – im Gegenteil: Auf die Verwendung moderner Bauprodukte sollte grundsätzlich verzichtet werden, sodass die notwendigen Putzträger für nicht putzfähige Untergründe aus Schilfrohr bestanden. Auch musste die Auflage der Denkmalpflege eingehalten werden, kalkgebundene Putze zu verwenden und Altputz möglichst zu erhalten. Jedoch war das Mauerwerk vor allem im Erdgeschoss aufgrund der fehlenden Abdichtung sehr feucht. Analysen von Mauerwerksproben durch die Maxit-Gruppe bestätigten jedoch erfreulicherweise nur geringe Mengen an schädlichen Salzen. So entschied die Bauleitung, anstatt eines Sanierputzes einen Kalkputz mit der Zugabe von Trass zu verwenden. Diese sorgt für eine bessere Feuchtigkeitsbeständigkeit von Kalkmörteln und reduziert deren Neigung „auszublühen“, also weiße oder graue Beläge auf der Putzoberfläche zu bilden. Ein Nachteil von Kalkputzen besteht jedoch in den längeren Standzeiten von ein bis zwei Tagen pro Millimeter Putzdicke. So erwies sich die Bauzeitplanung als enorm anspruchsvoll, denn das zerklüftete Mauerwerk erforderte Putzdicken von vier bis sechs Zentimetern, was längere Trocknungsphasen nach sich zog.
Im ersten Schritt wurde der mürbe Mauermörtel großflächig etwa zwei bis drei Zentimeter tief ausgekratzt und durch den Trasskalkmauermörtel „maxit mur 956“ ersetzt. Auf die Restaurierung von historischem Mauerwerk spezialisiert, wirkt sich der spannungsarme Mörtel auch positiv auf die Statik des Mauerwerks aus. Größere Ausbrüche von Mauerstücken konnten mit seiner Hilfe wieder eingesetzt werden. Die erste Unterputzlage folgte nach Abtrocknen des Trass-Zement-Vorspritzmörtels „maxit ip 393“ mit dem Kalk-Trass-Unterputz „maxit ip 392“ in grober Krönung, um das Schwindmaß gering zu halten. Der eigentliche Unterputz „maxit ip 390“ als Kalk-Trassputz ließ sich in einer Dicke von 20 Millimetern auftragen. In Räumen mit hohen optischen Ansprüchen oder bei Anschluss an den Bestandsputz wurde der Kalk-Dünnschichtputz „maxit ip 315 purcalc“ dünn aufgezogen und abgefilzt. Einlagig und in wechselnden Dicken kam in den oberen trockenen Räumen überwiegend der umweltgerechte „maxit 381 pluscalc“ als Innenputz zum Einsatz. Dieser verknüpft die Eigenschaften des Kalkes in der Feuchteaufnahme und -verteilung mit der schwindungsarmen Abbindung eines Hybridbindemittels. Er besteht aus fraktionierten Sanden und einem CO2-reduzierten Spezialbindemittel (Dreistoffsystem), das in Zusammenarbeit mit der Bauhaus Universität Weimar entwickelt und vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wurde. Neben seiner Umweltfreundlichkeit punktet dieses Material auch in wirtschaftlicher Hinsicht durch die Fähigkeit, große und unebene Mauerwerksflächen schnell einlagig und risssicher verputzen zu können.
Seit Abschluss der Sanierung im Frühjahr 2023 zeigt sich das Neue Schloss in Waldthurn wieder in altem Glanz. „Unser Sanierungskonzept ist aufgegangen“, freut sich der ortsansässige Architekt Rudolf Meißner. Auswärtigen Besuchern präsentiert sich das Baudenkmal als echte Sehenswürdigkeit. Zudem nutzen Kirche und Gemeinde das schmucke Kleinod beiderseits für Veranstaltungen und wissen neben dem würdigen Ambiente auch die moderaten Heizkosten wohlwollend zu schätzen.
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Autorin: Dipl.-Ing. Heike Pfaff
Produktmanagement Bauwerkssanierung & Denkmalschutz, maxit Gruppe
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